Von Maulwürfen und Leuchtstäben
Sie experimentieren mit allem, führen Dialoge im Dunkeln und lassen die Funken zwischen Liebespaaren sprühen. Selbst bezeichnen sie sich als Maulwurf-Redaktion, sie bleiben stets im Dunkeln. Das Foto-Art-Gespann arbeitet mit etwas anderen Mitteln.
"Wir spielen nicht mit Worten, sondern mit Bildern. Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte", begründet Julia Kröger ihre Wahl der Redaktion. Für sie bedeutet diese Arbeit absolute Kreativität und Selbstverwirklichung. Denn die Teilnehmer lichten alles ab, was vor ihnen die Linse kommt. Trotzdem ist das alles nur Trockenübung.
Das eigentliche Thema spielt sich in völliger Schwärze ab – Light Painting. Bei dieser Fototechnik knipsen die Jungfotografen in einer eigenen Dunkelkammer. Damit irgendetwas auf den Bildern zu sehen ist, schreiben, malen oder tanzen Teilnehmer mit Leuchtstäben vor dem Objektiv. Die Kameras fangen durch eine hohe Belichtungszeit die Muster ein. Alles steht unter dem Motto: Hauptsache dunkel, aber farbenfroh!
Doch die Finsternis sorgt auch für Probleme. Die Akteure laufen während der Aufnahmen gegeneinander, schlagen sich aus Versehen oder berühren sich an "ungewöhnlichen" Stellen. "Blaue Flecken haben wir noch nicht", entwarnt Svenja Siemsen.
Selbst der bestialische Gestank eines explodierten Leuchtstabs hält die Jugendlichen nicht von der Arbeit ab. Sie machen daraus "geile Fotos". Ein anderer Unfall entfacht aber beinahe einen Brand: Die Fotografen experimentieren im Wald mit Wunderkerzen, eine fällt auf den Boden. Sie ist zwar erloschen - aber immer noch so heiß, dass das Laub sofort kokelt. Glücklicherweise bleibt es dabei, ein Eimer Wasser steht bereit.
Nicht nur wegen der Zwischenfälle ist Foto-Art eine besondere Redaktion. "Bei uns ist alles original. Nichts wird gephotoshopt", sagt Jan-Hendrik Bucher. Pimpen tut er trotzdem. Mit vollem Körpereinsatz stemmt er Kleiderständer und macht Klimmzüge. Sein aufgepuschter Bizeps muss für ein Foto herhalten, bei dem seine Männlichkeit gefragt ist: ein Liebespaar, das Funken sprüht.
Die Gruppe wirkt wie eine große Maulwurf-Familie: dunkelheitliebend, chaotisch und doch harmonisch. Das Equipment wird herumgereicht und jeder darf ausprobieren. Tipps und Tricks gibt jeder gern weiter. Und: Die Fotos sind einzigartig. (04:00 Uhr)