"Alle Chancen nutzen"
Der Mann, der um Mitternacht die Nachrichten moderiert, wollte eigentlich Arzt werden. Nachdem er einen Artikel in der Schülerzeitung über den Golfkrieg veröffentlichte, kam eine Mitschülerin auf ihn zu und bedankte sich für die gute Erklärung. Von da an war die journalistische Karriere nicht mehr aufzuhalten.
Auch den Zivildienst in einer Krankenhausredaktion bezeichnet er als Schlüsselerlebnis. Dort habe er gemerkt, dass es ihm Spaß macht, Sachverhalte zu erklären. Nach seinem Magister in Amerikanistik bewarb er sich 1999 für ein Praktikum im Washingtoner ARD-Studio. Aus den geplanten zwei Monaten ergaben sich eineinhalb Jahre - und eine Freundschaft mit Klaus Kleber. Als Volontär beim NDR blieb er den Öffentlich-Rechtlichen treu. Im Anschluss war er ARD-Landeskorrespondent in Hamburg. Dabei ging er gern auf Leute zu und versuchte, O-Töne einzufangen. Die Arbeit im Team sei spannender als die eines Zeitungsreporters, dieser ziehe nur mit seinem Block los. Im Jahre 2007 rief ihn sein Chef an: „Er fragte mich, ob ich Interesse hätte, das Nachtmagazin zu moderieren. Ich habe immer Chancen genutzt, mich auszuprobieren, also habe ich ‚Ja‘ gesagt“, erzählt Zamperoni.
Wer sich für eine Karriere in der Medienbranche interessiere, solle doch einfach anfangen. Zamperoni sprach zuversichtlich zu den Jungjournalisten: „Wer das erste Mal bei einem Praktikumsplatz abgelehnt wird, der probiert es einfach ein zweites Mal.“
Es sei wichtig, zu erkennen, was nicht zu einem passt. Wer dann im Praktikum feststelle, dass Fernsehen nicht das Richtige sei, mache auch eine wichtige Erfahrung und könne es doch beim Radio probieren. „Der Jugendpressefrühling ist schon das Richtige für einen Start in der Medienbranche", meint der Profi-Journalist.
Die Jugendpressefrühling-Journalisten befragten Zamperoni nicht nur nach Karrierewegen in die Medien, sondern diskutierten auch über den Auftrag und das Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender. Als Seminarteilnehmer das Onlineangebot und die Tagesschau-App lobten, begann er eine Diskussion über die sinnvolle Verwendung von Rundfunkgebühren: „Die ARD hat einen Informations-, Bildungs- und Unterhaltungsauftrag. Gleichzeitig muss sie ein massentaugliches Programm anbieten.“ Mit der vergleichsweise geringen monatlichen Gebühr, rund 18 Euro, würden elf Fernsehsender und 55 Hörfunkprogramme produziert. Dazu biete sie die Chance, ein Programm anzubieten, dass nicht von einer Quote aufgewogen werden könne. Gleichzeitig verpflichten die Rundfunkgebühren, ein Programm zu senden, das jeden interessiert. Bei den vielfältigen Fragen, die die Jugendlichen stellten, wirkte er äußerst locker und entspannt.
Über seinen Moderationsstil sagt er selbst: „Ich wäre gerne wie Klaus Kleber, aber ich gestikuliere zu viel mit den Händen.“ Im März 2012 erhielt er das Angebot, die ständige Vertretung in den Tagesthemen zu sein. Über seine Arbeit vor der Kamera sagt er: „Aktualität schlägt Planung. Deswegen schmeißen wir auch einen zwei Wochen geplanten Beitrag aus der Sendung, wenn etwas Wichtiges passiert oder ich gehe nach dem Wetter noch einmal vor die Kamera.“
Der Traum vieler Journalisten, einmal die Tagesthemen zu moderieren, ist für den Familienvater nicht seine „Endstation“. Er sei erst 38 Jahre alt und könne sich vorstellen, auch wieder in seinem erlernten Beruf als Reporter zu arbeiten. (14:48 Uhr)